organLife I.E.C.T. – Story des Monats

Im Gespräch mit I.E.C.T. – Summer School Teilnehmerin Theresa Hautz-Neunteufel

„Eine Vision impliziert nicht immer, dass man in diesem Moment schon den exakten Plan in Händen hält, wie man sein Ziel erreicht.“, meint Summer School Teilnehmerin Theresa Hautz-Neunteufel.

In diesem Interview spricht die Forscherin aus Tirol über ihren Werdegang, welche Kentnisse sie sich während des Programms hat angeignen können und welche Chancen sie in der Digitalisierung sieht. Mehr dazu im Text.

Theresa – du warst eine der 24 Teilnehmer der diesjährigen I.E.C.T. – Summer School on Entrepreneurship. Kannst du unseren Lesern einen kurzen Überblick über deinen bisherigen Werdegang geben und des Weiteren dein Projekt „organLife“ vorstellen?

Aufgewachsen in einer Bauunternehmerfamilie war für mich von Anfang an klar, einen technischen Ausbildungszweig einzuschlagen. Die Höhere technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt im Bereich Hochbau bot eine große Spielwiese, um sich mathematisch als auch kreativ auszutoben. Die Medizin und der menschliche Körper übten jedoch eine zu große Faszination auf mich aus, und daher entschied ich mich nach der Matura und einem anfänglichen Studium der Architektur und des Bauingenieurwesens für ein Humanmedizinstudium in Innsbruck. Schon früh während des Studiums begeisterte mich die Transplantationsmedizin und so begann ich meine wissenschaftliche Mitarbeit im D. Swarovski Forschungslabor der hiesigen Abteilung für Transplantationschirurgie, damals noch unter der Leitung von Prof. Raimund Margreiter. 10 Jahre lang hat sich meine wissenschaftliche Tätigkeit auf die Handtransplantation fokussiert. Dabei habe ich vor allem molekulare Prozesse untersucht, welche sich während der Abstoßung in der Haut abspielen, um so neue Therapieansätze entwickeln zu können. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss in Innsbruck und einem Forschungsaufenthalt am Starzl Transplantation Institute der University of Pittsburgh Medical Center, USA, übernahm ich dann 2012 die Leitung der experimentellen Forschungsgruppe für Vaskularisierte Gewebstransplantation am D. Swarovski Forschungslabor in Innsbruck. Klinischer Tätigkeit an der Universitätsklinik für Viszeral, Transplantations- und Thoraxchirurgie Innsbruck folgte ein Doktoratsstudium der Molekularen Zellbiologie. 2019 habilitierte ich mich an der Medizinischen Universität Innsbruck mit meinen Arbeiten im Bereich der Handtransplantation und Ischämie/Reperfusionsforschung im Fach der experimentellen Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie.

Mittlerweile ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Transplantationschirurgie in Innsbruck, welche nun unter der Leitung von Stefan Schneeberger erfolgreich weitergeführt wird, die verbesserte und verlängerte Organkonservierung außerhalb des Körpers.

Seit 2018 initiiere und koordinierte ich wissenschaftliche Projekte im Bereich der Normothermen Maschinenperfusion an der Innsbrucker Universitätsklinik für Viszeral, Transplantations- und Thoraxchirurgie und bin verantwortlich für deren erfolgreiche Umsetzung und Durchführung. In diesem Zuge haben Stefan Schneeberger und ich das Projekt organLife ins Leben gerufen, um an der Medizinischen Universität Innsbruck ein Leuchtturmprojekt und Kompetenzzentrum für Organrepair und Organregeneration – das Organ Regeneration Center of Excellence Innsbruck, zu etablieren.

Organversagen oder eine schwere Organerkrankung stellen eine akute lebensbedrohliche Gefahr für den Menschen dar. Zur Behandlung stehen mechanische Ersatzverfahren wie zum Beispiel die Dialyse oder ein biologischer Ersatz mittels Transplantation zur Verfügung. Mechanische Verfahren sind jedoch nicht für den permanenten Ersatz geeignet und für die Transplantation stehen viel zu wenig junge, gesunde Organe zur Verfügung. Die Behandlung von Organen außerhalb des Körpers bietet eine Lösung für dieses Problem. Möglich wird dies durch die neu entwickelte Technik der Maschinenperfusion, bei der das entnommene, kranke Organ außerhalb des Körpers an einen künstlichen Blutkreislauf angeschlossen wird. Diese Technologie bietet die einzigartige Möglichkeit, ein Organ unter körperähnlichen Bedingungen zu konservieren und zu behandeln. Die Therapie von kranken Spender- als auch Eigenorganen bedeutet eine nachhaltige Revolution in der modernen Medizin.

Im Zentrum organLife – Organ Regeneration Center of Excellence, Innsbruck, wollen wir kranke Organe gezielt therapieren/regenerieren, und damit die Funktion verbessern oder wiederherstellen. Dies soll kranken „eigenen“ Organen ihre Gesundheit und Vitalität zurückzugeben und helfen, den Bedarf an Organen im Rahmen einer lebensrettenden Transplantation decken zu können.

 

Was sind die drei wichtigsten Kenntnisse, die du dir während der I.E.C.T. – Summer School on Entrepreneurship hast aneignen können und an welchen Herausforderungen hast du während des Programms konkret gearbeitet? Wie sehen deine nächsten Schritte aus?

Während der Summer School hatte ich die Chance, von vielen inspirierenden Persönlichkeiten und Experten zu lernen. Wenn ich nun 3 Punkte herausgreifen muss, dann scheint wohl das Allerwichtigste und höchste Priorität, um ein Projekt erfolgreich abwickeln und umsetzen zu können, ein brillantes Team um sich zu haben! Denn Leute investieren in Menschen, denen sie zutrauen, eine Idee – welcher Art auch immer – erfolgreich umzusetzen. Und Projekte mit dem Potential, die Welt zu verändern, sind eben oft nicht trivial und einfach gestrickt, sondern hoch-komplex, interdisziplinär, und arbeitsintensiv, und benötigen daher das Know-how, die Expertise und das Engagement vieler, um erfolgreich sein zu können. Ich bin stolz, dass wir bei organLife ein Team bestehend aus jungen, talentierten, überaus motivierten und best-ausgebildeten Medizinern und Wissenschaftern aus den verschiedensten Disziplinen vereinen, welches gemeinsam an einem Strang zieht und eine Vision teilt – kranke Organe zu therapieren und so zu heilen.

Als eine weitere wichtige Kenntnis der Summer School würde ich die Tatsache ansehen, dass man „Excellence“ haben muss – um es mit den Worten von Hermann Hauser auszudrücken. Diese Ansicht kann ich voll und ganz unterstützen. Auch ich bin der Meinung, dass dies ein zentraler Punkt ist, um schlussendlich ein Projekt und eine Idee erfolgreich umzusetzen.

Drittens habe ich gelernt, dass es wichtig ist, eine Vision zu haben – und diese Vision für alle verständlich zu erklären. Eine Vision impliziert nicht immer, dass man in diesem Moment schon den exakten Plan in Händen hält, wie man sein Ziel erreicht. Aber eine Vision, die das Potential hat, wirklich etwas für die Zukunft zu verändern, kann wiederum Menschen mobilisieren, welche dabei helfen, diese Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Während der I.E.C.T. Summer School und der damit verbundenen intensiven Auseinandersetzung einer möglichen Ausgründung unseres Projektes im Sinne einer kommerziellen Nutzung war ich mit sehr vielen spannenden Fragen konfrontiert, welche die Anzahl unserer potentiellen „Kunden“, das „Einzugsgebiet“, aber auch die Kosten unserer „Dienstleistung“ betreffen. Im Zuge des Projektes organLife eröffneten sich aber mitunter auch sehr herausfordernde Aspekte, wie z.B. ethische Fragestellungen, welche es zu diskutieren und zu lösen gibt.

Unsere nächsten Schritte beinhalten die Installation einer Plattform zur Organperfusion und –konservierung für die Organe Leber, Niere und Lunge an der Medizinischen Universität Innsbruck. Neben der Etablierung eines spezifischen Protokolls zur Qualitätsanalyse von Organen arbeiten wir gerade daran, die Perfusionsdauer von 24 Stunden auf 7 Tage auszudehnen, um ein Zeitfenster für eine mögliche Therapie zu eröffnen. Da hierfür im Laufe der nächste 2 Jahre eine beträchtliche Aufstockung an Infrastruktur und Personal notwendig sein wird, arbeiten wir auch an der Akquirierung von finanziellen Mitteln, um diese wichtigen Schritt umsetzen zu können.

 

Die I.E.C.T. – Summer School on Entrepreneurship wurde dieses Jahr erstmals als komplett digitalisiertes Programm angeboten. Das I.E.C.T. – Network diente dabei als Plattform und vernetzte die teilnehmenden Start-ups mit relevanten Akteuren, wie Experten, Mentoren, Investoren und Unternehmen. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach als Folge dieser Digitalisierung?

Ich denke, dass gerade das I.E.C.T. Network, zu welchem man als Teilnehmer der Summer School Zugang hat und welches man sich dadurch aufbaut, das eigentlich Wertvolle an diesem Programm ist. Sich mit Unternehmen und potentiellen Investoren –  zu jeder Zeit und überall auf der Welt zu vernetzen – kann große Chancen eröffnen. Dass die Summer School in diesem Jahr rein digital abgehalten werden musste, hat den Aspekt der digitalen Kontaktaufnahme und Vernetzung im Rahmen der installierten Plattform mit Sicherheit gefördert. Digitale Technologien ermöglichen es, geografische Distanzen und Zeitzonen problemlos zu überwinden und erlauben somit einfacheren, schnelleren und unkomplizierteren Zugang zu einem viele größeren und auch diverseren Kreis an Personen. Trotzdem ermöglichen kleine Sessions auch einen intensiven Austausch in Gesprächen und ein gezieltes Arbeiten. Es ist anzunehmen, dass die digitale Nutzung der Plattform des I.E.C.T. Networks in Zukunft an Wert und Bedeutung gewinnt.

 

Deine Teilnahme wurde von der Tiroler Sparkasse in Form eines Fellowship-Tickets unterstützt. Mit diesem Ticket wird die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen unterstützt. Inwiefern hat diese Kollaboration für dich und dein Projekt einen Mehrwert generieren können?

Das Fellowship-Ticket und die damit verbundene Teilnahme an diesem Programm haben mir nicht nur spannende Einblicke und die damit verbundenen Herausforderungen eines Entrepreneurs aufgezeigt, sondern unser Projekt organLife einem breiteren Publikum – sei es im Rahmen der Summer School, durch die Präsentation des Projektes beim Forum Alpbach oder durch Berichte in den Medien – näher gebracht. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig die Öffentlichkeit wissen zu lassen, an welch spannenden und zukunftsverändernden Projekten in Wissenschaft und Forschung gearbeitet wird. Nur so kann die Bevölkerung diesen aufgeschlossen und tolerant begegnen und ihr Interesse für eine Sache geweckt werden. Denn Zukunft kann man nur gemeinsam verändern….

Vielen Dank für das Interview!

Über organLife

Organkonservierung und Behandlung außerhalb des Körpers eröffnen eine völlig neue Dimension im Bereich Der modernen Medizin. Im Organ Regeneration Center of Excellence am Standort Innsbruck sollen kranke Organe therapiert werden, um Menschen ein gesundes, vitales Leben zu ermöglichen.

Ein Organversagen oder eine schwere Organerkrankung stellen eine akute lebensbedrohliche Gefahr für den Menschen dar. Zur Behandlung stehen mechanische Ersatzverfahren wie zum Beispiel die Dialyse oder ein biologischer Ersatz mittels Transplantation zur Verfügung. Mechanische Verfahren sind jedoch nur eingeschränkt für den permanenten Ersatz geeignet, und für die Transplantation stehen viel zu wenige gesunde Organe zur Verfügung.

Die Behandlung von Organen außerhalb des Körpers bietet eine völlig neuartige Lösung für diese Situation. Dadurch können kranke Spender- und auch Eigenorgane gezielt verbessert werden.

Möglich wird dies durch die neu entwickelte Technik der Maschinenperfusion, bei der das entnommene, kranke Organ außerhalb des Körpers an einen künstlichen Blutkreislauf angeschlossen wird. Diese Technologie bietet die einzigartige Möglichkeit, ein Organ unter körperähnlichen Bedingungen zu konservieren – und zu behandeln. Im dafür gegründeten Zentrum organLife – Organ Regeneration Center of Excellence, Innsbruck wollen wir kranke Organe gezielt therapieren und damit die Funktion verbessern, wiederherstellen. Dies soll einerseits kranken „eigenen“ Organen ihre Gesundheit und Vitalität zurückgeben und andererseits helfen, den Bedarf an Spenderorganen für die Transplantation decken zu können.

Für den Standort Innsbruck sind optimale Voraussetzungen gegeben, eine internationale Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einzunehmen und die Behandlung von Organen wie Herz, Leber und Niere zu etablieren. Wir bündeln in unserem Zentrum höchste heimische Expertise in den Bereichen Transplantationsmedizin sowie Stammzelltherapie & Regenerative Medizin. Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und fundiertem Know-how planen wir außerdem, die langfristige Organlagerung zu entwickeln und so die Vision einer Organbank Wirklichkeit werden zu lassen.

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17. – 27. August 2020

Online Programm

24 internationale Start-ups und zahlreiche Mentoren und Experten waren Teil der I.E.C.T. – Summer School on Entrepreneurship, die dieses Jahr erstmals als komplett digitalisiertes Programm angeboten wurde.

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