Das I.E.C.T. – Hermann Hauser fokussiert sich besonders auf forschungsbasierte Start-ups speziell im deep-tech-Bereich. Welche Technologien finden Sie für das UNIQA Ventures und auch für Ihre Zielgruppe besonders spannend?
UNIQA Ventures ist kein klassischer deep-tech Investor, wir finden die (darauf basierenden) kommerzialisierbaren Anwendungen der Technologien aber höchst relevant und wollen maßgebliche Trends und herausragende Gründerteams schon frühzeitig persönlich kennenlernen. Was wir spannend finden, ist zum Beispiel die Anwendung von AI und machine learning im Versicherungsbereich (hier haben wir in das Berliner Startup Omni:us investiert, das den Schadensprozess damit revolutioniert) oder die Anwendung der Blockchain Technologie im Bereich RegTech (Automatisierung von KYC, KYB, AML und UBO Discovery Prozessen; hier haben wir in das Wiener Start-up Kompany investiert –gemeinsam mit Hermann Hauser). Spannend finden wir auch Anwendungen im Bereich Digital Health, wo sich gerade viel tut. Mental Health, digitale Therapien, Compliance und Lifestyle Change als Stichworte, hier haben wir z.B. beim britischen Startup Second Nature investiert.
Wir sind auch sehr interessiert an weiteren Innovationen im Healthcare Ökosystem interessiert und haben als Mitinitiator des Health Hub Vienna hier hervorragenden Zugang.
Sie arbeiten schon seit einiger Zeit mit Start-ups zusammen. Welche Rolle nehmen Sie bei der Zusammenarbeit mit Start-ups ein und welche Aspekte finden Sie besonders spannend? Können auch Sie von Jung-Gründern etwas lernen?
UNIQA Ventures stellt Portfoliostart-ups – also nach dem Investment – selbstverständlich die tiefgehende Branchenexpertise und das umfangreiche Netzwerk im Bereich Venture Capital sowie Zugang zu den UNIQA Versicherungsgesellschaften in 18 Ländern zur Verfügung. Hier verstehen wir uns immer als Partner der Gründer, da wir genauso an der Wertsteigerung des Start-ups interessiert sind und daher Interessensgleichlauf besteht. Für den UNIQA Konzern machen wir darüber hinaus natürlich auch Technologie- und Geschäftsmodell-Scouting. Wir moderieren die Kooperation mit Portfoliostart-ups immer dahingehend, dass wirklich eine Wertgenerierung stattfindet und es mit gewisser Wahrscheinlichkeit nicht nur bei einem Pilotprojekt bleibt, das für beide Seiten viel Zeit und Ressourcen kostet. Hier haben wir durch unsere langjährige Tätigkeit ein gutes Sensorium entwickelt und verstehen auch den Bedarf relevanter Business Units. Natürlich ist auch der persönliche Zugang hier maßgeblich. Von Startups und den herausragenden Gründerteams kann man immer auf persönlicher Ebene als auch als Firma viel lernen, das empfinden wir als eine echte Bereicherung. Zum Beispiel wie rasch auf neue Rahmenbedingungen in der COVID-19 Krise reagiert wird und das Geschäftsmodell entsprechend adaptiert werden kann, ist faszinierend. Die Umsetzungsorientierung (Execution) ist auch ein gutes Beispiel für den positiven und pragmatischen Mindset der Gründer.
UNIQA Ventures wird auch dieses Jahr wieder ein Fellowship-Ticket bei der I.E.C.T. – Summer School zeichnen. Können Sie Ihren idealen Kandidaten kurz beschreiben?
Ja, wir freuen uns schon sehr auch heuer wieder einen herausragenden Kandidaten fördern zu dürfen und uns mit ihr/im austauschen zu können. Für uns geht es primär mal um die Gründerpersönlichkeit und den jeweiligen Backgrund. Neben der persönlichen Motivation für das Unternehmertum und den fachlichen Skills, sind auch soziale Fähigkeiten und Leadership maßgeblich, schließlich muss für den Erfolg ein tolles Team aufgebaut werden mit komplementären Skills. Bei Single Foundern sind wir eher skeptisch, wobei es auch Ausnahmen gibt.
Für uns wäre es dann noch sehr attraktiv, wenn die Geschäftsidee schon zu einem gewissen Grad umgesetzt wurde und es somit schon gewisse Indikationen für einen Product/Market Fit gibt. Idealerweise dann in einem unserer Fokusthemen. Im deep-tech Bereich ist das natürlich etwas anders zu beurteilen, aber wir wollen ja auch klaren Mehrwert bieten für den Fellow und können diesen vor allem in der Kommerzialisierungsphase einbringen und sie/ihn hier auch challengen und beraten.
Welche Vorteile ergeben sich aus der Kooperation zwischen UNIQA Ventures und I.E.C.T – Hermann Hauser. Inwiefern profitieren die Teilnehmer aber auch Unternehmen und Experten von dieser Verbindung?
I.E.C.T – Hermann Hauser ist eine wirkliche Bereicherung für das Ökosystem und hat genau wie wir einen hohen Qualitätsanspruch und eine internationale Ausrichtung mit gleichzeitiger Wertschätzung für den Standort Österreich. Die europäischen Forschungseinrichtungen sind zudem sehr leistungsstark, bei der erfolgreichen Kommerzialisierung gibt es aus unserer Sicht aber noch Verbesserungsmöglichkeiten. Hier spielt das Entrepreneurship-Know-How eine Rolle aber auch Zugang zu Risikokapital. Es gibt also eine sehr gute Schnittmenge zwischen dem I.E.C.T. und UNIQA Ventures. Konkret profitieren diesmal auch unsere Teammitglieder direkt vom spannenden und hochkarätigen Programm und es ergibt sich dadurch sicher ein lebhafter Austausch mit Vortragenden und den Fellows. Neben dem Learning-Faktor ergeben sich dann idealerweise weitere Geschäftsmöglichkeiten bis hin zum Investment in herausragende Projekte.
Welche Ziele wollen Sie gemeinsam mit ihrem Fellow in den nächsten Jahren erreichen? Gibt es aus den vergangenen Jahren einen Fellow, den Sie unterstützt haben und hier hervorheben möchten?
Grundsätzlich sind wir als Venture Capital Gesellschaft natürlich an Zugang zu finanziell attraktiven Investments interessiert. Oft sind die Projekte erfahrungsgemäß für uns aber dafür noch zu frühphasig, da wir generell erst ab Late-Seed investieren. Gerne geben wir Fellows daher Feedback zu Businessplan und Business Model für die Kommerzialisierungsphase und diskutieren Marktspezifika.
Sehr spannend war die Zusammenarbeit letztes Jahr mit unserem Fellow Laura Ranin aus Finnland (HealthZilla), deren Projekt im Bereich Mental Health und Burnout Prävention aktiv ist und wir voneinander viel lernen konnten.
Vielen Dank für das Interview!